Südtiroler Volksbank stellt die Rute ins Fenster

Noch bis zum Jänner 2016 wurden an den Schaltern der Südtiroler Volksbank (VB) die VB-Anteile als Bombensicher angepriesen. Solide Bank, jährliche Dividenden und eine Preisgarantie auf jeden Anteil. 

Am 19. November war die Aula Magna der Uni Brixen randvoll gefüllt. Die Führungskräfte standen Rede und Antwort was die noch Mitglieder der Genossenschaftsbank erwarten wird, wenn am 26. November die VB in eine Aktiengesellschaft umgewandelt wird. Die Weichen dafür sind gestellt und so wie die VB uns Anteilshaber die Strategie verkauft hat, werden wenige vom Austrittsrecht Gebrauch machen. Denn so wie es aussieht verlieren austrittswillige einen Großteil was sie der VB anvertraut haben. Wie dem ist, kann bei VB-Präsideten Dot. Michaeler in Erfahrung gebraucht werden, denn für ihm gilt: 
Das Wohl der Bank zu schützen und nicht das Wohl des einzelnen Austrittseilligen.*
Dem Ethikkodex einer Genossenschaftsbank entspricht das nicht. Tolles outing des Präsidenten. Die Rute wurde den Anwesenden ins Fenster gestellt. Entweder geht der vorgeschlagen Weg durch oder die Bank steht vor dem aus. Alternative Wege wurde nicht aufgezeigt oder in Erwägung gezogen. Und das kreide ich an. Es wäre auch anders gegangen, als die von den Ratingagenturen aufgezwungen Mechanischem mehr Volumen = bessere Bewertung folge zu leisten.

Bevor die Anwesenden Mitglieder zu Wort kommen durften, wurde über einen Stunde die Details zur Umwandlung mit Folien präsentiert. Alles super, wir als Bank stehen gut da, euer Kapital ist noch da … aber wir geben es euch nicht. Die angepeilte Performance - teils sehr technisch formuliert -  wurde aufgezeigt. Für mich zu euphorisch dargestellt wie die Geschäftsentwicklung sein soll/wird. Die Hand dafür will der Präsident auch nicht ins Feuer legen.
Ich habe keine Versprechungen gemacht, sondern nur ausgeführt wie unsere Strategie angelegt ist.*
Lassen sie sich gehen, wir sind durch die bisherigen fünf Infoveranstaltungen einiges gewohnt, postulierte selbstsicher Präsident Dot. Michaeler. Im Verlaufe der Diskussion gab es machen Moment, wo dem Präsidenten verbal die Rösser durch gegangen sind. Die Körpersprache verriet einiges bei Dot. Michaeler, wenn kritische Fragen aus dem Plenum kamen. Kroatien beispielhaft ins Feld zu führen war taktisch unklug, wie auch den VB-Mitarbeiren zu danken für geleistet Arbeit. Nichts gegen diese – sie machen nur ihren Job mit Erfolgsprämie  – aber die Info-Veranstaltung war als Heimspiel für geprellte Anleger angelegt. Ja, zu geprellt stehe ich, denn einen Austritt so zu erschweren, bzw. einem zu zwingen dabeizubleiben ist moralisch verwerflich.  Im Saal lag auch eine ungute Stimmung, welche sich im Applausverhalten VB-loyaler Mitarbeiter und Kunden spiegelte. Generaldirektor Schneebacher  – dem ich schätze – hat ohne Floskeln die Thematik präsentiert. Aber auch ihm war teils anzumerken, dass bei einigen Wortmeldungen ihm nicht wohl in seiner Haut war.  Dass die Audiotechnik im Saal das Werk von Dilettanten war ist Makulatur, im Vergleich was viele VB-Mitglieder verlieren werden. Dafür lies sich die VB nicht lumpen mit reichlich Speck, Wein, Suppe, Risotto oder Schüttelbrot bis zum abwinken. Für mich war es die Henkersmahlzeit ;)

Bis dato gibt es kein verbindliches Szenario was austrittswillige erwartet, noch was als fondo perduto verbucht werden kann. Fix ist nur 12,10 Euro als Auszahlungspreis je Anteil. Dass 2016 keine Dividenden ausbezahlt werden (!) ist zu verschmerzen, wenn der Buchwert der Anteile ausgezahlt würde. Nur das macht die VB zum puren Selbstzweck nicht.

FAZIT
Auch bei altgedienten ehemaligen VB-Funktionären (mit denen in Brixen ins Gespräch gekommen bin) lautete der Grundtenor: Nichts anderes war zu erwarten heute. Toll!

PS: Wie hoch war die Erfolgsprämie eines Filialleiters/Schalterbeamten, wenn ein gewisses Soll bei der Kapitalerhöhung 2015/16 erreicht wurde, und wie hoch ist für VB-Angestellte die Betriebsprämie 2016? Wer kann mir das beantworten?

HINTERGRÜNDE
Banken auf der Anklagebank, salto.bz vom 21. November 2016

* Zitate Dot. Michaeler