Schwarzfahren

Landläufig herrscht die Meinung vor, dass Ausländer Schwarzfahren. Ist dem wirklich so?

Darüber wir viel und heiß diskutiert. Es macht Schlagzeilen. Wenn ein Einheimischer ohne gültigem Fahrschein unterwegs ist, dann wird das als Kavaliersdelikt abgetan. Selbst wenn darüber die Tagespresse berichtet wird, gibt es keinen Aufschrei in den sozialen Medien. Passt wohl nicht ins Beuteschema der Wutbürger mit Sündenbockkomplex. Klar, es gibt die schwarzen Ausländer die Schwarzfahren. Zum Beispiel die obdachlosen Rumänen, aber die nicht als Schwarze durchgehen. Oder jene Schwarze, die von Pozzallo auf Sizilien bis zum Brenner unterwegs sind. Diese verfügen aber meist über ein gültiges Zugticket. Dafür aber ohne gültige Dokumente schwarz unterwegs sind, und von den Behörden unbehelligt bleiben auf ihrer Odyssee quer durch Italien. Das ist aber eine andere Geschichte.
Neulich wurde in den Printmedien (siehe unten) über eine Fall berichtet, bei dem ein Einheimischer Schwarzfahren wollte. Im Überetsch. Der City-Buslenker aus Bangladesch verweigerte die Annahme eines nicht aktivierten „abo+“ [sic]. Laut Pressebericht war der Fahrgast 72 Jahre alt. Und hier beißt es sich in der Sorgfaltspflicht der Journalisten-Kaste. Mit 72 ein „abo+“ … hier schrillten bei mir die Alarmglocken. Ein 72-jähriger bekommt normalerweise einen „Südtirol Pass 65+“ ausgestellt. Wo bleibt der Shitstorm auf den Leserbriefseiten? Toll!

Alto Adige & TZ vom 20. Mai 2016