Sich selbst ein Ei gelegt

Franzenfeste, 19.35 Uhr. | Foto © arm | 
Ein weiterer Meilenstein in der lokalen Flüchtlingspolitik.

Als ich Gestern die Meldung vernommen haben, dass man vorübergehen Menschen auf der Flucht in Brixen unterbringen möchte - für einige Tag, um Bayern zu entlasten - wusste ich: das geht in die Hose. Der Zugverkehr auf der Brennerachse würde nicht mehr nach Fahrplan sein.

Fakt ist, dass Schengen nicht aufgehoben wurde. Die lokalen Polizeibehörden bestätigt haben, dass am Bahnhof in Brixen keiner gezwungen wird die Züge zu verlassen.

Das was auf stol.it als positive Meldung verkauft wird, ist für mich eine plakative Meinungsmache, die nicht gründlich recherchiert wurde. Fakten:
- dass die Menschen abgefangen werden
- dass Menschen gehindert werden die Züge zu besteigen (Brixen, Bozen, Brenner)
- dass nicht alle Menschen in die Auffangstruktur Brixen gehen wollen
- dass Menschen in Brixen ihre Reise zufuss auf der Brennerbahnstrecke fortgesetzt haben
- dass das Banhpersonal incazzato nero ist. Zitat: "Der gonze Puff, wegen de scheiß Neger,
   wos auf do strecke zu fuass untwegs sein“
- dass ein fahrplanmäßiger Zugverkehr auf der Brennerachse nicht mehr möglich war
- dass dadurch Züge ausgefallen sind
- dass am Brenner sehr wohl Menschen auf der Flucht angekommen sind mit Zügen
- dass Menschen gezwungen werden einen beschwerlicheren Weg auf sich zu nehmen 
- dass es keine NGO's in Südtiroler gibt, die Standards in der Flüchtlingsbetreuung
   und die Wahrung internationaler Rechte einfordern.
Die Details zu den oben angeführten Fakten, die ich heute am frühen Abend recherchiert habe, können bei mir persönlich eingeholt werden.
Mit der Südtiroler Flüchtlingspolitik und seinen Playern bin ich vertraut, und weiß wie Behörden und Organisationen ticken. Die Devise der Politik: Nicht zu viel Aktiv sein, denn dann erkennt man das Problem an. Wer zwischen den Zeilen lesen kann, dem sei die Pressemitteilung des Landes, von 20.51 Uhr empfohlen.

Bayern hat um Hilfe gerufen und Südtirol hat prompt regiert. Sollte eigentlich selbstverständlich in der humanitären Hilfe sein, aber auf den Bahnhöfen in Südtirol ist dem leider nicht so. Siehe zum Beispiel Bahnhof Brenner. Betrifft auch einen Teil der Orte wo in Südtirol Asylwerber untergebracht sind. Jene Herzlichkeit von Seiten der Südtiroler Politik als Reaktion auf den bajuwarischen Hilferuf, gab es bisher gegenüber Rom in der Flüchtlings- und Asylpolitik nicht.
Mein Held des Tages ist Wolfi Mayr!
Für seinen Kommentar im heutigen RAI-Mittagsmagazin
Für mich die Konklusio: Ruft der Bayer, stehen wir stramm, und wurschteln. Die Konsequenzen werden nicht bis ins letzte Detail durchdacht. Opertion gelungen, Patient tot. Toll!

Wortlaut von Wolfi Mayr:
„da sind die freiheitlichen, die den lh prügeln, weil er flüchtlingen hilft. die freiheitlichen werfen dem lh vor, kein konzept zu haben. landtagsabgeordnete ulli mair fordert kompatscher auf, persönlich dafür zu bürgen, dass es sich um echte Kriegsflüchtlinge handelt. was sind denn die flüchtlinge aus syrien, aus dem irak, aus lybien? länder, in denen die islamistischen nazis des is wüten? kompatscher soll persönlich dafür bürgen, daß es sich nicht um Balkanflüchtlinge handelt. kennt ulli mair beispielsweise die lage in bosnien? ulli mair setzt dann noch eines drauf: der Landeshauptmann schleime sich bei der eu-flüchtlingslobby ein. und - kompatscher mache sich zum kollaborateur krimineller schlepper. das hat doch mit hetzen zu tun. hetzkampagnen fallen den hetzern irgendwann auf den kopf, weil es selten um fakten, meinst nur um bauchstimmung geht. erinnern sie sich an die freiheitliche kampagne gegen politikerbezüge und politikerpensionen? die wutbürger ließen ihren zorn bei den freiheitlichen aus, weil auch sie kassiert haben. die jüngste kampagne der freiheitlichen richtet sich kollektiv gegen flüchtlinge, sie seien islamisten, wirtschaftsflüchtlinge, kriminelle - das schüren von angst und hass schadet letztendlich uns. ob wir helfen oder nicht, flüchtlinge kommen hier an. wenn wir helfen, können wir steuern. überlassen wir diese menschen sich selbst, werden sie zu einem problem.


die helfen wollen will andreas pöder von der bürgerunion mit einer gutmenschensteuer belegen. mit dieser forderung schaffte es pöder in die überregionalen italienischen medien. und vielleicht das nächste mal wieder in den landtag. seine gutmenschensteuer will pöder als antrag im landtag einbringen. dann folgt nächstens wahrscheinlich eine steuer für alkoholiker, für freizeitsportler, für sex-urlauber in thailand. der svp-obmann hat gut gekontert - solche pöder-anträge sollten ebenfalls steuerpflichtig sein. ähnliches geschwätz sorgte in deutschland bereits für anschläge auf flüchtlingsheime und auf flüchtlinge. 

die deutsche bild wirbt heute hingegen für verständnis - auf der letzen seite mit einem fotos eines ertrunkenen kindes aus syrien. kommentar der bild: dieses foto ist eine botschaft, endlich vereint dafür zu sorgen, dass kein kind mehr auf der flucht stirbt. denn wer sind wir, was sind unsere werte wirklich wert, wenn wir so etwas weiter geschehen lassen? zitatende - ja sind wir dann gutmenschen, flüchtlingsschleimer und kollaborateure krimineller schlepper?“

Danke Markus Lobis für das abtippen :)