Flüchtlinge BZ. 12. Mai

Bahnhof BZ: Im Fokus der int. Presse | Foto © arm | 
Tag zwei nach den Gemeinderatswahlen. Bei einigen Ernüchterung.
Bei mir auch. Bereits kurz nach 8 Uhr sind gute 85 Menschen auf der Fluch am Bahnhof BZ anzutreffen. Darunter viele Kinder. Bis zur Mittagszeit werden es ca. 120 werden. Einige Polizisten tragen Handschuhe und Mundschutz, wenn sie Menschen mit dunkler Hautfarbe daran hindern müssen Fernzüge zu besteigen. Selbstschutz vor Krätze. Ich frage mich auch, in wie weit ich mich hierbei aus dem Fenster lehne, wenn mit Menschen aus Eritrea in Kontakt komme. Mich auf Gespräche einlasse. So wie es die Presse mit Schlagzeilen auslebt, ist es Kontraproduktiv.

Mit Isack* aus Eritrea sprech ich lange. 25 Jahre. Seit zwei Monaten unterwegs. Seine Familie hat 6000 Dollar aufgebracht um ihn in den Händen von Schleusern nach Italien zu bringen. Über das Meer. Er ist seit vier Tagen in Italien. Er will für sich eine besser Zukunft. Er hat einen Bruder in Skandinavien, welcher einen großteil des Schleusergeldes aufgebraucht hat. In seiner Heimat war er Tischler. Zuletzt zwangsverpflichtet um Krieg zu spielen. Er ist davon gelaufen.
Ich frage mich, was ich an seiner Stelle getan hätte.
Aber auch an der Stelle von Polizeiorganen die an den Bahnhöfen BZ und Brenner dienst tun. Die immer öfter wegschauen bei ihren Kontrollen der illegalen Grenzübertritte. Wie weit lehne ich mich hinaus, wenn Menschen auf der Flucht Auskünfte erteile wie sie weiter nach Nordeuropa kommen. Ich mit meinem gebrochen Englisch.

Am Morgen waren am Bahnhof BZ nur Helfer der Zivilgesellschaft aktiv. Das Rote Kreuz kommt gegen 9.30 Uhr. Ansonsten ist noch immer keine professionelle Hilfe vor Ort. 

Moni von der A. Langer Stiftung | Foto © arm | 
Eliana, eine rührige Bozner Rentnerin, ist einer der Säulen die die Hilfsaktion am laufen hält. Sie ist mit Herzblut bei der Sache, und nimmt sich kein Blatt vor dem Mund wenn es darum geht Missstände a den Pranger zu stellen. Oder Verena, die mir bestimmt schon zig al das Kreuz runter geflucht hat, dass ich sie die Flüchtlingsmisere in Südtirol mit rein gezogen habe. Sie sitzt am runden Tisch als Vertreterin der Zivilgesellschaft, den Frau LRin Stocker einberufen hat. Zusammen mit dem Verein Volontarius, Carits und Zivilschutz als Koordination. Entstanden auf Druck der Basis, an dem ich nicht ganz unschuldig bin. Mit am Tisch sitzt auch Kathrin, welche sich schon länger für die humanitäre Hilfe einsetzt. Ich hingegen bin erst seit wenigen Wochen aktiv. Die Wochenzeitung FF hat mich dafür geadelt. Ich schäme mich dafür. Der Ruhm gebührte anderen. Einer Moni, die seit Monaten unentgeltlich täglich an den Bahnsteigen am Bahnhof BZ steht, um die Lage für die A. Langer Stiftung die Lage zu monitorieren. Oder der OEW in Brixen. Allen ist gemein, dass sie eine wertvolle Arbeit leisten, welche die öffentliche Hand als Bürde empfindet. So wie das Engagement der Solidargemeinschaft, die Menschen auf der Flucht zur Seite steht. Die aktiv hilft mit dem Nötigsten. Die spenden. Die sich solidarisch zeigt. Eigentlich sollte diese Leistungen die öffentliche Hand erbringen. Toll!

PS: So wie das offizielle Südtirol agiert, machen wir kein gute Figur vor dem Rest der Welt. Ist aber halb so schlimm, denn Europa rettet lieber Banken und tut sich als Totengräber im Mittelmeer hervor, als sich in Afrika zu engagieren. Ringt sich Brüssel durch - Menschen auf der Flucht - die Reise über den Brenner zu erleichtern? Für mich höchste Eisenbahn.
* Namen geändert 

Update 13. Mai
- Auszüge aus diesem Text wurden für den Artikel Ist der Zug bereits abgefahren? auf salto.bz verwendet.
- Mich erschreckt es immer wieder, wie man politisches Kadital schlagen will. ist echt zum Kotzen wie machen Parteien agiere.

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