Medialer-Panik-Hype

Foto © arm
Der Flor spricht mir aus der Seele.
Heute ging durch Brixen und mir fiel auch diese Schlagzeile auf. Die betreffende Zeitung hab nicht gelesen, denn diese Thema ist mir inzwischen zuwider ist. Dieser Hype wird auf dem Rücken der Südtiroler ausgetragen. Es geht und Marktanteile der Medienmacher und unseriöser Panikmache zugunsten Wählerstimmen. Hier wir etwas heraufbeschworen was es immer schon gab. Was ich nicht gut heiße. Durch Nutzung von Social Media werden diese unguten Vorfälle rasch verbreitet. Mich würden die Statistiken der letzten 20 Jahre interessieren. Auch wie diese Zahlen im Rest Europas aussehen. Dies wäre ein Thema werter Landesrat, um der Marktschreierei vorzubeugen.

Florian Kronbichler: Die veröffentlichte Verunsicherung
In welches Land komm ich denn, wenn ich heim komm? Neuerdings frage ich mich das. Genau genommen ist immer alles gleich, alles ruhig, jedes Wochenende die gemütlichste Wirklichkeit. Nur die veröffentliche Wirklichkeit ist wie übergeschnappt. In den Lokalzeitungen, den beiden beherrschenden zumal, lese ich nur noch von Einbrüchen, schlägernden Disco-Besuchern, gestellten und meistens nicht, manchmal schon abgeschobenen Einwanderern; von Bürgerwehren, die es könnten, aber nicht loslegen dürfen. Der Quästor, sonst ein besonnener Herr, gibt den Westernscheriff für die Titelseite der Tageszeitung.
Kurz, wenn stimmt, was in Dolomiten und Alto Adige steht, befindet sich Südtirol in einem Sicherheitsnotstand. Am besten bliebe ich in Rom, denn dort lese ich solches nicht. Jedenfalls nicht in solch geballter Menge. Heut Nachmittag, als ich durch Bozen zum Bahnhof ging, las ich auf der Werbeschürze der Dolomiten groß: „Besorgte Bürger schreiben dem Land“. Es ist die seit einem Jahr anhaltende „Stopp-der-Gewalt!“-Eigenwerbung der Zeitung, und ich denk mir: Eh schon besser! Gott sei Dank wenden sich die verschreckten Bürger jetzt ans Land. Bis vor kurzem hätten sie ihren Kummer noch der Redaktion anvertrauen sollen.
Das Land und die es regierende Partei stehen Gewehr bei Fuß. Kulturlandesrat und Parteiobmann Achammer beteuert, alles zu tun, „damit das Sicherheitsgefühl in der Bevölkerung wieder gestärkt wird“. Immerhin spricht er nicht von Sicherheit, sondern von Sicherheitsgefühl. Tatsächlich, es geht eher um gefühlte Gewalt, also weitgehend auch eingebildete.
Er stehe „mit den Polizeikräften in ständigem Kontakt“, versichert der junge Achammer. Klingt, als stünden wir knapp vor der Verhängung des Ausnahmezustandes. Übermorgen, Mittwoch, gibt es den nächsten „Sicherheitsgipfel“. Jawohl, Sicherheitsgipfel, schreibt die Partei.
Als wären wir schon in der Ukraine? Der Wortwahl nach sind wir es.
Das Land, das sich jährlich gesamtstaatlicher Lebensqualität-Rekorde brüstet, das erst kürzlich als die Provinz mit dem höchsten Prokopf-Einkommen nach Mailand ausgewiesen wurde, dieses Land benimmt sich, als sei es plötzlich im Belagerunszustand.

Schon gut, dass die Diebe dorthin gehen, wo etwas zu holen ist, und schon gut, dass Raufereien noch bis vor gar nicht langer Zeit unverzichtbarer Bestandteil, wenn nicht Krönung Tiroler Festkultur waren.
Wir werden hysterisch. Der Kulturlandesrat soll sich um Kultur kümmern und nicht „Sicherheitsgipfel“ veranstalten. Und so wie unseren Italienern immer ihr Recht auf einen „disagio“ abgesprochen wird, so verordne ich jetzt einmal uns allen: Übertreiben wir nicht mit unserem „Sicherheitsgefühl“! Südtirols reale Sicherheit ist besser als die gefühlte. Und die öffentliche besser als die veröffentlichte. Stopp der Panikmacherei!
Quelle https://www.facebook.com/florkronbichler/posts/519592858179878