Thementag Bombenjahre

 Fragwürdiger Auftrag |  foto G16 ©  arminpost |  
Diesen hatte ich mir irgendwie anders vorgestellt. Eine Radiobesprechung. @RaiSuedtirol

Ich muss vorausschicken, dass ich nicht alles live verfolgen konnte, was am 18. Februar zur Thematik ausgestrahlt wurde. Aber das was mithören konnte zu den BAS-Aktivisten (Befreiungsausschuss Südtirol), spiegelte mit Abstrichen kein objektives Bild dieser unrühmlichen Zeit. Dies bestätigte auch die Zusammenfassung der Beiträge des Thementages, die kurz vor 17 Uhr über den Äther ging. Es würde die heldenhafte Schönwetterseite in den Vordergrund gerückt. Verklärt kam es rüber, und die Seite der Opfer wurde nur marginal angesprochen. Diese Stoßrichtung zeigte sich bereits – bei der Ankündigung des Thementages – auf der RAI-Facebookseite, wo u.a. zu lesen war:

quelle rai-facebook 
Für den unbedarften Zuhörer hatte die Redaktion gut Arbeit geleistet, aber qualitativ blieb man an der Oberfläche. Der Titel Bombenjahre ein Fehlgriff, denn meist drehte es sich um die Feuernacht und deren unmittelbaren Folgewirkungen. Redaktionell kamen Hintergrundinformationen zu paramilitärischen Gewalthandlungen nicht zur Sprache. Was heißt es, wenn Bomben gezündet werden? Ist es legitim Waffen zu erheben, um Rechte einzufordern, bzw. die Wiedervereinigung Tirol herbei zu bomben?

Oberflächlich peinlich wurde es an Stellen, als z. B. subjektiv geprägte Erinnerungen einer ehemalige Bumserin aus Tirol anmoderiert wurden. Über den Äther kam um ca. 10.15 Uhr folgender Satz
Vor 55 Jahren setzten Bomben Südtirol in Brand [sic]  
Hallo? Das suggeriert, dass flächendeckend es bis ins hinterste Kaff getuscht hat. Was mich aber am Satz irritierte: Die Terminologie und der Satzbau kam mir bekannt vor. Wo hatte die Redakteurin diesen her? Ein kurze Recherche in meinem Archiv … Guttenberg lässt grüßen. Abgekupfert von einem Artikel von Zeit-Online, aus dem Jahre 2011.

Mein Fazit zum RAI-Thementag
Im Ansatz gut, aber mehr Tiefe – in der Gestaltung der Beiträge – wäre für die Wahrnehmung der historischen Tasachen dienlicher/wünschenswerter gewesen.


... und wie sehe ich es?
Für mich war die Herz-Jesu-Nacht 1961 ein kriegerischer Gewaltakt. Die sogenannte Feuernacht sollte der Auftakt zu einem Bürgerkrieg in Südtirol sein. Das die Intentionen der BASler. Darüber sind sich die Historiker einig.
Für mich sind die Bombenjahre = Terrorjahre, und deren Aktivisten = Terroristen. Und Helden schon gar nicht.
Die Bumser sind in weiten Teilen meiner Elterngenaration emotional besetzt. Sie wird heroisch geführt, und die Opfer der unbeteiligten Zivilbevölkerung werden ausgeklammert. Dieser Kult wird auch – bis in die heutigen Tage – mit den Helden gepflegt die für Führer und Vaterland den Heldentod starben. Gewalt (Sprengstoff, Waffen) anwenden heißt Tote in Kauf nehmen. Das ist Terror. Wo liegt der Unterschied in einem Befreiungskampf  zwischen RAF (Rote Armee Fraktion), der BR (Brigate Rosse) und den Bumsern? Die heldenhaften Bombenjahre haben 33 Menschen das Leben gekostet. Auf das Konto der RAF gehen 34. Alles nicht Toll!

PS: Ich werte es als Glück, dass einigen Bumsern persönlich begegnet bin in meiner Jugend. Auch den Verurteilten. Es erleben durfte, wie sie mich für EIN TIROL einseifen wollten.