Flüchtlinge BZ. 18. Mai

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Breites Medienecho zur Hilfe für Menschen auf der Flucht.  Pressekonferenz (PK) in Bozen.
Frau LRin Martha Stocker hatte die Medien geladen in den Pressesaal im Palais Widmann geladen. Es war für mich besser als erwartet. Vorgestellt wurde das  Einvernehmensprotokoll, welches zwischen den Vertretern – die an der Hilfe am Bahnhof BZ involvierten sind – ausgearbeitet wurde. Erfreulich, dass dabei die Zivilgesellschaft auch Sitz und Stimme hat. Siehe unten den Text den Verena Hafner vorgetragen hatte. Präsentiert wurden auch Zahlen und Fakten zu den täglichen Flüchtlingsströmen in Südtirol. Mit diesen kann ich leben, aber die Realität spiegeln sie nicht. Alleine schon die Divergenz der Zahlen die in der PK genannten wurden und jenen die in der Presseaussendung wiedergegebene wurden, macht mich stutzig. Ergebnis: Die Dolomiten vom 19. Mai rechnet die Menschen teilweise Doppelt.

Verwirrende Zahlenspiele | Quelle Dolomen 19.05.2015, S. 13
Mündlich waren es 110 und schriftlich 135 am Bahnhof BZ. (140, in den Rai Südtirol Nachrichte um 7 Uhr, 19. Mai). Am Brenner gar nur 80. Offensichtlich lösen sich zwischen Bozen und Brenner die Menschen in Luft auf, wie auch alle anderen, die in den letzten Wochen in Bozen gestandet waren. Soviel zur Wirksamkeit der trilaterale Patrouillen, bei denen Menschen auf der Flucht aus den Zügen geholt werden. Berühren tun dabei Einzelschicksale. Jene derer, die Monate unterwegs sind. Der Familien mit kleinen Kinder. Oder die vielen Minderjährigen die alleine unterwegs sind. Am Bahnhof BZ hat sich viel getan. Dies nicht zuletzt Dank von vielen Privatpersonen, die sich nicht in eine Schublade pressen lassen. Nach wie vor der Hemmschuh: Es fehlen hauptberufliche Mitarbeiter und Übersetzter, oder eine Rechtschreibung ist nicht gegeben. Hauptberufliche auch darum, damit freiwillige Helfer immer eine verantwortliche Bezugsperson vor Ort vorfinden. Diese Qualitätstandards können motivierte freiwillige Helfer nur eingeschränkt leisten. Besonders nicht über einen langen Zeitrum. Am Brenner, so rudimentär die Hilfe auf den Bahnsteigen dort auch ist, sind zwei hauptberufliche Mitarbeiter angestellt. Für mich als freiwilliger Helfer sehr angenehm.

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Auf der PK wurde klar differenziert zwischen Menschen auf der Flucht und jenen wenigen die bei uns um Asyl ansuchen. Nicht einmal 0,1 Prozent der Südtioler Bevölkerung machen diese aus. Ich finde, das können wir stemmen, ohne gleich dagegen Unterschriften sammeln zu müssen, so wie es zur Zeit in Wiesen/Pfitsch es der Fall ist. Den Medien wurde der Marsch geblasen, die Persönlichkeitsrechte der Menschen zu waren in der Berichterstattung. Danke für diese klaren Worte. Toll!

 
Flüchtlinge, egal ob es Beschränkungen und Schwierigkeiten gibt. Wir können sie nicht aufhalten. Doch wir dürfen nicht weg sehen, die Augen davor verschließen.
Die „Freien Freiwilligen, Liberi cittadini, Zivilbevölkerung, oder die nicht organsierten freiwilligen HelferInnen“ sind aktiv geworden, da es einen Notstand in Bozen gab. Dieser wurde von der öffentlichen Hand wie von den einschlägig tätigen Vereinen nicht wahrgenommen bzw. nicht angegangen. Darüber hinaus sind bereits seit Monaten Freiwillige am Brenner aktiv. Die Freiwilligen der Zivilbevölkerung sind einzelne BürgerInnen, die spontan konkrete, schnelle und unbürokratische Hilfe am Bahnhof leisten wollten und wollen. Seit den ersten Tagen, als noch einige wenige engagierte BürgerInnen Brote schmierten um zumindest ansatzweise humanitäre Hilfe zu leisten, hat sich einiges bewegt. Es haben sich viele, viele Bürgerinnen und Bürger bewegt, die in Bozen oder am Brenner mithelfen, ihre Freizeit am Bahnhof verbringen um humanitäre Hilfe zu leisten, Sachspenden vorbeibringen, im Freundeskreis Kinderbekleidung sammeln, sich Gedanken machen, Aufklärungsarbeit leisten. Auch die Verantwortungsträger haben den Bedarf erkannt, wurden aktiv. Bei den mittlerweile einberufenen Koordinierungstischen sind AkteurInnen, die am Bahnhof tätig sind und zusammenarbeiten, involviert. Auch wir Freiwilligen der Zivilbevölkerung wurden miteinbezogen, Wir sind als gleichberechtigter Partner bei den Koordinierungstischen dabei, sind sozusagen das „occhio esterno“, konkrete Erfahrungen werden diskutiert, unsere Rückmeldungen werden wertgeschätzt.
Gerade in diesem Moment sind Flüchtlinge am Bahnhof. Meist kommen zwischen 80 und 130 Personen am Vormittag an: schwangere Frauen, Kinder, Minderjährige, junge Männer, Familien. Einige kommen auch spät am Abend, verbingen die Nacht am Bahnhof – stets in der Hoffnung früher oder später nach Norden weiterreisen zu können.
Jeder Tag ist anders, es kann so viel passieren, da darf man nicht drüber nachdenken, da muss man einfach machen und handeln. Und doch fragen wir uns, was wird mit diesen Menschen passieren? Oder welche Auswirkungen werden die internen Grenzkontrollen, die Deutschland im Rahmen des G7 Gipfels einführen möchte, auf die Transitflüchtlinge am Brenner oder in Bozen haben?
Was brauchen diese Menschen, wer sind diese Menschen? Menschen, die oft seit Jahren auf der Flucht sind, die gefoltert wurden, Frauen, die vergewaltigt wurden, Minderjährige Kinder, die ihre Eltern verlassen haben, und doch Menschen wie wir, Kinder die lacheln, Frauen, die uns zum Abschied umarmen, Menschen, die sich bedanken. Wir verteilen Wasser, Hygieneartikel, Jacken, etwas zum Essen. Die Verständigung funktioniert für uns mit Händen und Füßen, aber vor allem mit dem Herzen. Wir sind dort weil wir dort sein möchten, weil es uns wichtig ist die Lage der Flüchtlinge zu verbessern und humanitäre Hilfe anzubieten.
Abschließend möchte ich mich bedanken:
bei allen AkteuerInnen, die gemeinsam mit uns am Bahnhof aktiv sind und gemeinsam Hilfe leisten, bei der LR, dass wir als Zivilbevölkerung Teil des Koordinierungstisches sind und unsere kritische Meinung kundtun dürfen – das ist sicherlich einzigaritg, bei den vielen Leuten, die mit vollen Einkaufstaschen beim Voluntarius-Camper vorbeikommen, jene die spontan auf unsere Hilferufe nach Kleidung, Schuhen ode Thunfischdosen mittels Facebook reagieren, bei der evangelischen Kirche, bei der Kleidersammlung der Dreiheiligenkirche, bei Jugendgruppen die Lebensmittel sammeln, bei Faisal, der für übersetzt, bei all jenen die sensibilisieren und sich einsetzen und engagieren. - DENN WIR ALLE SIND ZIVILGESELLSCHAFT.

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