In Memoriam Hans Egarter

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Hans Egarter | 20.4.1909 - 20.6.1966 | R.I.P.
Hans Egarter zählt zu den kaum mehr bekannten Gestalten der Südtiroler Zeitgeschichte. 1909 in Niederdorf geboren, trat er nach einem Theologiestudium in die Redaktion der „Dolomiten“ ein. Da er eine Preisgabe der Heimat Südtirol und den Nationalsozialismus strikt ablehnte, setzte er sich mit Gleichgesinnten mit aller Kraft gegen die Option ein.
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Im Herbst 1939 gründete er mit Friedl Volgger, Josef Mayr-Nusser und anderen den Andreas-Hofer-Bund (AHB) und versuchte, über Kontakte mit der Schweiz eine landeseigene Widerstandsbewegung aufzubauen. Ab 1943 war er der Leiter des AHB. Es gelang dem AHB, in den Polizeiregimentern Unmut zu schüren, Deserteure zu verbergen und Partisanengruppen zu bilden. Als Garant einer antifaschistischen Grundgesinnung in Südtirol war er ein wichtiger Ansprechpartner für die Alliierten. Nach dem Krieg geriet der AHB zusehends ins Abseits, da Egarter gegenüber den Südtiroler Nazis keine Position des Vergessens und Vergebens einnehmen wollte.

Am 8. Mai 1945 zählte er zu den Gründervätern der Südtiroler Volkspartei (SVP). Die antinazistische Tätigkeit einiger Gründungsmitglieder, wie Egarter, ermöglichte die Anerkennung der SVP durch die Alliierten im Mai 1945. Auf der ersten Landesversammlung der SVP 1947 hat Parteiobmann Erich Amonn diese Tatsache auch hervorgehoben: "Die SVP ist aus der antinazistischen Widerstandsbewegung hervorgegangen; die Bildung der Partei und deren sofortige Genehmigung war nur aus diesem Grunde damals möglich". (Dolomiten 10.02.1947)

Hans Egarter verbrachte die letzten Lebensjahre bis zu seinem Tod 1966 in Brixen, wo er in schwierigen sozialen Verhältnissen lebte. Hier wurde er wiederholt von alten Nazis angepöbelt und als Verräter behandelt. Hans Egarter ist eine Symbolfigur des bescheidenen Widerstands in Südtirol, in dem nach 1945 die Wehrmachtsgeneration alsbald wieder das Ruder übernommen hatte.


- Ein biographische Skizze von Gerald Steinacher